Loire

Loire

Der Weinbau an der Loire ist bereits für das 1. Jahrhundert nach Christus nachweisbar. Wahrscheinlich haben schon die Römer nach der Eroberung Galliens hier Weinbau vorgefunden und die bestehenden Weinberge erweitert und mit ihrem großen Wissen optimiert. Doch die Gallier eigneten sich dieses Wissen schnell an, sodass die Ausweitung der Rebflächen in den folgenden Jahrhunderten von den Römern in immer stärkerem Maße unabhängig wurde. Nach dem Fall Galliens an die Westgoten im Jahre 475 stagnierte der Weinbau zwar, aber immerhin wurden die Weinberge nicht von marodierenden Germanen verwüstet. Wie überall im Frankenreich erlebte der Weinbau auch an der Loire ab dem 8. Jahrhundert einen neuen Höhenflug, und Weine wie der Sancerre wurden bereits im 12. Jahrhundert nach Nordeuropa exportiert.

Geographie und Klima

Mit 1000 Kilometern Länge ist die Loire der längste und wegen seiner weitgehenden Naturbelassenheit auch der malerischste Fluss Frankreichs. Von seiner Quelle bis zur Mündung in den Atlantischen Ozean bei Saint-Nazaire durchfließt er eine ganze Reihe französischer Departements. Der Unterlauf der Loire ist wegen seiner zahlreichen beeindruckenden Schlösser weltberühmt. Auf den letzten 500 Kilometern wird er weitgehend von Reben gesäumt. Insgesamt 53.000 Hektar sind an den Ufern des Flusses mit Weinstöcken bepflanzt. Damit ist die Loire sogar die Hauptschlagader des Weinbaus in Europa insgesamt, denn die Weinberge an der Loire gehören zu weit über einem Dutzend verschiedener Anbaugebiete - das ist Rekord. Auf Grund der Vielfalt der Böden, Rebsorten und klimatischen Verhältnisse entlang des Flusses entsteht eine Palette unterschiedlichster Weine, sodass es den einen Loirewein natürlich nicht gibt.

Selbst einfachste Verallgemeinerungen über den Charakter der Loireweine sind eigentlich schon unstatthaft. Die Qualität reicht von einfachen Landweinen mit der schönen Bezeichnung Vin de Pays du Jardin de la France bis zu Spitzenerzeugnissen von internationalem Rang. Auch die klimatischen Verhältnisse in diesem riesigen Gebiet sind naturgemäß sehr unterschiedlich. In den westlichen Anbaugebieten in der Nähe des Atlantiks bestimmen die Auswirkungen des wärmenden Golfstroms das Klima. Die Winter sind mild, die Sommer gemäßigt und stets ist genug Feuchtigkeit vorhanden, manchmal sogar zu viel. Viel weiter im Osten, bei Sancerre und Pouilly-Fume, kommen diese Einflüsse längst nicht mehr so stark zur Geltung, das Klima ist kontinentaler. Die Winter sind gelegentlich bitterkalt, die Sommer können sehr heiß werden und es ist viel trockener als an der Küste.

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Insgesamt befindet man sich an der Loire allerdings an der Nordwestgrenze des Weinbaus in

Europa, und die Verbesserung des Traubenmostes vor der Vergärung um bis zu 2,5 Volumenprozent Alkohol ist die Regel. In ungünstigen Jahren stellen Frühjahrsfröste eine große Gefahr dar. Kühle verregnete Sommer können daran schuld sein, dass das Traubengut Schwierigkeiten bekommt, zur Vollreife zu gelangen. In günstigen Jahren jedoch, wenn alle Faktoren stimmen, entsteht in den Weinbergen entlang der Loire eine einzigartige Vielfalt an exzellenten Weinen, wie man sie in den meisten anderen Weinbauregionen der Welt vergeblich sucht. Auf einer Reise von der Mündung der Loire in den Atlantik bei Nantes flussaufwärts kann man diese Vielfalt und die Schönheit dieser einzigartigen Kulturlandschaft kennen lernen.

Muscadet

Ist Muscadet der Weingarten Neptuns? Der Gedanke drängt sich geradezu auf. Nirgendwo ist die gastronomische Gleichung so einfach, klar und appetitanregend: Die Bretagne liefert die Meeresküche, die Rebberge südlich und östlich von Nantes in rauen Mengen den idealen Begleiter dazu.

Muscadet bezeichnet die Traube ebenso wie den Wein und sein Anbaugebiet. Die Rebe selbst stammt aus Burgund, wo sie gelegentlich noch unter der Bezeichnung Melon de Bourgogne auftritt. Sie gibt sich mit flachgründigem, steinigem Boden zufrieden und reift früh (um den 15.September), weshalb sie unter Dach und Fach ist, bevor der Herbstregen in dem oft wolkenverhangenen, windigen Gebiet einsetzt. Von Natur aus enthält sie wenig Säure und ist daher besonders empfindlich gegen Luftkontakt. Damit der neue Wein nicht oxidiert und so frisch und wohlschmeckend wie möglich abgefüllt werden kann, lässt man ihn nach der Gärung noch eine Weile im Tank auf dem eigenen Hefegeläger liegen (sur lie) und zieht ihn erst im März oder April ungeschönt und unfiltriert auf Flaschen. Er enthält noch eine geringe Menge Kohlendioxid, was ihn frisch hält und sich auf der Zunge manchmal durch ein schwaches Prickeln bemerkbar macht.

Angesichts der umgeschlagenen Mengen und wirtschaftlichen Zwänge im heutigen Weingeschäft wird diese

sorgfältige Abfüllungspraxis seltener, doch bemüht man sich noch immer um denselben Stil - sieht man einmal von einigen Erzeugern ab, die einen stärker entwickelten Wein für längeren Ausbau anstreben. Mittlerweile hat der direkt vom Geläger abgefüllte Wein eine eigene AC bekommen. So gibt es heute allgemeine Muscadets und Muscadets sur lie, Muscadets-Sèvre-et- Maine und Muscadets-Sèvre-et-Maine sur lie usw. Die Hauptunterschiede zwischen ihnen sind der Ertrag und der Zeitpunkt der Abfüllung. Die Erträge für Sur-Lie-Ausgaben etwa dürfen 55 Hektoliter pro Hektar nicht übersteigen, während die Obergrenze für einfachen Muscadet bei 65 Hektoliter pro Hektar liegt. Seit 1997 muss ein Sur-lie-Wein in dem Keller, in dem er vinifiziert wurde, vom Hefesatz abgezogen werden.

Es existieren also mehrere Muscadet-Stile, doch um sie zu unterscheiden, muss man die Gewächse der jeweiligen Erzeuger verkosten. Am einen Ende des Spektrums stehen die leichten, fruchtigen, recht milden Weine, am anderen die stechend vegetabilen Versionen mit einem "wilden" Geschmack, der zu Austern oder Muscheln sehr aufregend sein kann. Letztere reifen mitunter überraschend gut. Ich habe einmal eine fünf Jahre alte Flasche probiert. Sie hatte eine auf das Wesentliche reduzierte Trockenheit erreicht und schmeckte zu Steinbutt köstlich. Flaschengereifte Editionen dürfen als Muscadet Haute Expression etikettiert werden.

Die größte Konzentration an Muscadet-Rebflächen findet man östlich von Nantes und südlich der Loire in einem

nach den Flüssen Sèvre und Maine benannten Gebiet. Rund 75 Prozent der 12 000 Hektar Weinberge gehören zu Sèvre-et-Maine; der Rest verteilt sich auf die Coteaux de la Loire, die sich östlich Richtung Anjou hinziehen, die Côtes de Grand Lieu und das einfache Muscadet- Terrain mit mehr als 3400, über ein riesiges Gebiet südlich von Nantes verstreuten Hektar Rebland. Alle vier ACs sind mit insgesamt 2000 Hektar der zweiten Weißweintraube in der Region, der Gros Plant oder Folle blanche, durchsetzt. Sie ist für Muscadet, was Aligoté für Chardonnay: eine anerkanntermaßen minderwertige Verwandte, die aber trotzdem eine treue Anhängerschaft hat. Ein Gros Plant du Pays Nantais ist immer scharf, oft grün und mitunter rau, kann in den richtigen Händen aber zu einem sehr frischen, wenngleich fragilen Wein werden.

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Die natürliche Weinfolge eines bretonischen Mahls wäre eine Flasche Gros Plant zu Austern und anschließend Muscadet zur Seezunge. Für Gros Plant ist der maximale Alkoholgehalt auf elf Prozent und für Muscadet auf zwölf Prozent festgesetzt. Die Vorgabe einer Obergrenze ist zwar ungewöhnlich, aber in einer Region, in der Anreicherung normal und der natürliche Säuregehalt gering ist, ganz und gar unerlässlich. Überzuckerter Muscadet wäre ein grober Klotz ohne jede Eleganz. Das, behaupten manche, trifft auch auf Muscadet-Interpretationen zu, die in neuer Eiche ausgebaut wurden. Diese Mode kam Ende der 1990er-Jahre auf, setzte sich aber nicht so richtig durch. Man sollte sie zwar nicht von vornherein als Irrweg abtun, doch mutet das Holzbad wie eine unnötige Ausschmückung an. Eine subtilere, von einigen Erzeugern angewandte Methode ist die bewusste Abfüllung des Weins mit etwas Restzucker.

Dem Muscadet geht es nicht gut. Vor rund 30 Jahren war er auf vielen Speisekarten als preiswerter, unkomplizierter Erfrischender zu finden.

Der heutige Weinfreund indes sucht nach etwas vordergründiger Fruchtigem. Zudem gelangten mit der Ausweitung der Rebfläche in den Boomjahren zahlreiche minderwertige Abfüllungen auf den Markt - und scheiterten.

Im Rotweinbereich hat die Region wenig zu bieten. Auf 262 Hektar an den Coteaux de la Loire um die Stadt Ancenis wächst Gamay und etwas Cabernet, die man zu leichten Roten und Rosés verarbeitet und als VDQS Coteaux d'Ancenis etikettiert. Es gibt auch einen Malvoisie (Pinot gris), eine halbtrockene Spezialität von Ancenis, die einen ausgezeichneten Aperitif abgibt. Verschnitte aus Cabernet, Gamay und Pinot noir finden in den VDQS-Weinen der aufstrebenden Zone Fiefs- Vendéens Verwendung; sie stammen aus der Küstenregion La Vendée am Atlantik südlich des Muscadet-Gebiets.

Die Bezeichnung Vin de Pays du Val de Loire, einstmals Vin de Pays du Jardin de la France, wird immer häufiger für Chardonnay und Gamay aus einem ausgedehnten Bereich verwendet, der sich über 13 Départements erstreckt. Weitere Vins de Pays tragen den Namen der Region auf dem Etikett, darunter Marches de Bretagne und Retz, oder sind nach dem jeweiligen Département benannt, also beispielsweise Vin de Pays de Loire-Atlantique.

Gros Plaint du Pays Nantais

Der Gros Plant ist ein Weißwein mit VDQS-Status. Er entsteht aus der im Umkreis von Nantes als Gros Plant bezeichneten Rebsorte Folle Blanche die früher im Cognac-Gebiet für die Weinbrandherstellung von großer Bedeutung war und es heute in Armagnac noch ist. Der Gros Plant ist äußerst säurereich und eigentlich nur in sehr reifen Jahren ein größerer Genuss. Ein Teil der Trauben findet bei der Erzeugung der Muscadet-Weine Verwendung, ein weiterer Teil wird zu Schaumwein verarbeitet.

Coteaux D'Ancenis

VDQS-Bereich, der sich an der Loire zwischen Nantes und Angers rund um die Stadt Ancenis erstreckt. Es stehen verschiedene Rebsorten im Anbau, die wichtigsten sind Pineau de la Loire (Chenin Blanc), Pinot Gris, Gamay und Cabernet Franc. Die Weißweine sind zum großen Teil lieblich, die Rot- und Roseweine leicht und süffig.

Im Anjou-Saumur

Keine französische Anbauregion ist so sehr auf einen einzigen Wein spezialisiert wie Muscadet. Anjou, der Nachbar im Osten, hat dagegen eines der breitgefächertsten Sortimente aller Weinlandschaften in Frankreich zu bieten. Den größten Umsatz machte der Bereich mit Rosés, bevor Spätfröste für Einbußen sorgten. Bei der Schaumweinindustrie steht Saumur gleich an zweiter Stelle hinter der Champagne. Die besten Roten sind durchaus vorzeigbar, während die trockenen und süßen Weißen aus Chenin blanc sogar zu den großen Aperitif- und Dessertweinen Frankreichs zählen. Der Rosé d'Anjou ist ein süßlicher, hellrosa Tropfen, an den niemand große Ansprüche stellt, ein Verschnitt aus Grolleau mit Cabernet, Cot, Gamay und der lokalen Pineau d'Aunis. Zwar hat er seine ehemalige Stellung auf dem Exportmarkt nicht mehr erlangt, doch in französischen Supermärkten scheint er sich nach wie vor gut zu verkaufen.

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Konkurrenz hat er mit dem ebenfalls rosafarbenen - also nicht roten, wie man meinen könnte

Cabernet d'Anjoubekommen, der überwiegend für Käufer im Inland produziert wird und mehr Respekt verdient. Von der europaweiten Rosé-Renaissance seit 2003 haben die Weine von Anjou allerdings nicht sonderlich profitiert. Die beste Rotweintraube an der Loire ist Cabernet franc, hier oft Breton genannt; ihr trockener Rosé hat eine sortentypische Himbeernote zu bieten. Die besten Vertreter stammen aus Martigné-Briand, Tigné und La-Fosse-Tigné im Haut-Layon, einem Teil der Coteaux du Layon, der auch der wichtigste Anbaubereich für Chenin blanc ist und Weißweine mit einer gewissen Neigung zur Süße erbringt.

Alle wichtigen Anjou-Lagen erstrecken sich südlich der Loire und an ihren Nebenflüssen Layon, Aubance und Thouet - mit einer Ausnahme: Savennières, die Hauslage von Angers. Hier wird die Chenin blanc auf ganz eigene Art interpretiert, nämlich als kraftvoller, sehr trockener Wein. Savennières umfasst zwei kleine Grands Crus: La Roche aux Moines und La Coulée de Serrant. Ihre Erzeugnisse - und alle anderen von Spitzenwinzern in Savennières - wirken mit ihrer hohen Säure und der fast beißenden Geschmackskonzentration zunächst ungelenk, kantig und unnachgiebig. Sie brauchen bis zu 15 Jahre, um ihr honigduftiges Potenzial zu entfalten. Trinkt man sie jünger, muss man ihnen ein Gericht zur Seite stellen. Mittlerweile scheinen viele Erzeuger - vielleicht aus Marktzwängen heraus - einen zugänglicheren Stil zu bevorzugen, doch riskieren sie damit einen Verlust der Typizität.

Savennières liegt gegenüber von Rochefort-sur-Loire am breiten, von Inseln durchsetzten Strom.

Rochefort bildet das Tor ins lange Layon-Tal, wo trockene, saure und bissige Chenin blanc reifen, aber alle feinen Erzeugnisse zumindest eine frische Apfelsüße offenbaren und in ihren allerbesten Ausprägungen tiefe, cremige Süße mit der Saftigkeit eines Sauternes verbinden. Die Coteaux du Layon umfassen zwei Grands Crus von Format: Quarts de Chaume und Bonnezeaux, wo sich die Edelfäule (im Gegensatz zu Sauternes) relativ regelmäßig einstellt und die Weine dank ihrer schieren Konzentration einen Alkoholgehalt von 13 bis 14 Grad erreichen. Einige große Layon-Interpretationen entstehen, indem die Trauben passerillés, also am Rebstock leicht getrocknet und geschrumpft, geerntet werden. Man kehrt allmählich zur Lese in mehreren Durchgängen (tris) zurück. Wenn Weine von Layon und Aubance gewisse Voraussetzungen erfüllen, dürfen sie als Sélection de Grains Nobles etikettiert werden.

Einige dieser süßen Essenzen werden sogar in Fässern ausgebaut. Sie sind sozusagen der Vintage Port unter den Weißen und werden wie sie jung abgefüllt, damit ihre Entwicklung unter geringstmöglichem Sauerstoffeinfluss abläuft. So bildet sich ein Bouquet, das sauber, blumig und so frisch-fruchtig wie die Traube selbst ist, aber auch den Vollklang und die honigfeine Wärme des Alters erkennen lässt. Diese Weine ähneln so sehr einem großen alten Vouvray, dass nur ein vermessener Weinrecke - oder ein Einheimischer - von sich behaupten würde, sie unterscheiden zu können. Sie vollführen wie deutscher Wein aus guten Jahren einen Balanceakt zwischen Süße und stützender Säure. Allerdings halten nur wenige deutsche Gewächse von heute auch nur halb so lang ihr Gleichgewicht.

Mit dem Trend in der Süßweinproduktion gehen ähnliche Fortschritte bei den trockenen Weißen (Anjou Blanc) und Roten (Anjou Rouge sowie Anjou-Villages) einher. Die vier Dutzend besten Rotweingemeinden dürfen sich mit der AC Anjou-Villages schmücken.

Saumur ist das Zentrum des östlichen Anjou und verfügt über ein eigenes Repertoire an Appellationen für Weißweine

aus Chenin blanc, die immer häufiger sortenrein abgefüllt werden, obwohl nach wie vor 20 Prozent Chardonnay beziehungsweise Sauvignon enthalten sein dürfen. Auch die Schaumweinherstellung von Saumur gründet sich auf Chenin blanc, da diese Rebsorte genug Säure hat, um gelungene Méthode-traditionnelle-Erzeugnisse hervorzubringen.

Für Crémants sind viele Trauben zugelassen, sogar einige rote, nicht hingegen Sauvignon blanc. Es gibt auch ACs für Rote und Rosés aus Cabernet franc und Pineau d'Aunis. Saumur-Champigny ist vor Kurzem mit leichten, kräuterwürzigen Rotweinen ins Rampenlicht getreten. In den allerreifsten Jahrgängen haben sie etwas für sich, ansonsten aber tun sie sich schwer, ausreichende Konzentration und Geschmacksfülle zu erreichen.

Saumur-Schaumwein

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Die naturgegebene Säure der Chenin blanc ist das Fundament und die Existenzberechtigung der Schaumweinindustrie von Saumur in den Kalksteinhöhlen von St-Hilaire-St-Florent westlich von Saumur. Mit der klassischen Methode produziert man sauber fruchtige, in der Regel sehr trockene Weine, die wesentlich preiswerter als ihre Pendants aus der Champagne sind. Immer mehr Häuser allerdings bereiten nun Crémants de Loire und auch die Zahl der Deluxe-Cuvées nimmt zu. Einige wenige nähern sich mittlerweile preislich und qualitativ sogar dem Champagner an.

Savennieres

Diese mit nur 40 Hektar Anbaufläche winzige AC gilt nur für Weißweine von Weinbergen südwestlich der Stadt Angers. Doch trotz der niedrigen Gesamterzeugung von rund 2500 Hektolitern pro Jahr sind die Weine von Savennieres berühmt. Sie entstehen aus dem Chenin Blanc, der hier Weine hervorbringt, die mit ihrer Rasse, ihrem festen Kern, ihrer Konzentration und Langlebigkeit zu den besten Weißweinen Frankreichs gezählt werden müssen. Die winzige Appellation ist noch einmal in zwei Bereiche geteilt, den nur sieben Hektar großen Bereich Coulee de Serrant und den größeren Bereich La Roche-aux-Moines.

Coteaux du Layon

Große Weinbauregion im Tal des Layon, eines Nebenflusses der Loire. Hier entstehen große Mengen trockener Weiß- und Rotweine sowie Roseweine, die unter der AC Anjou, Anjou-Villages, Cabernet d'Anjou und Rose d'Anjou auf den Markt kommen. Die eigentliche AC Coteaux du Layon bringt allerdings ganz andere Weine hervor, sie gilt für liebliche Weißweine aus dem Chenin Blanc. Die besten davon sind jedoch nicht nur einfach lieblich, sondern werden als edelsüße Ausleseweine produziert. Sie kommen von besonders steilen Rebhängen am Nordufer des Layon. Innerhalb der AC gibt es zwei besondere Bereiche, deren Weine die Einrichtung gesonderter Appellationen rechtfertigt: Quarts de Chaume und Bonnezaux. Sechs Weinbauorte besitzen das Privileg, ihren Namen an die Herkunftsbezeichnung Coteaux du Layon anzuhängen oder als Coteaux du Layon-Villages zu etikettieren. An ihre Weine werden höhere Anforderungen bezüglich des natürlichen Mindest-alkoholgehaltes gestellt. Er muss 13 Volumenprozent betragen gegenüber 11 Volumenprozent beim einfachen Coteaux du Layon. Der Hektarertrag beim Villages-Wein ist auf 25 Hektoliter pro Hektar Rebfläche begrenzt, beim Coteaux du Layon auf 30 Hektoliter pro Hektar.

Quarts de Chaume

Teilbereich der Coteaux du Layon mit eigener Appellation Contrölee ausschließlich für edelsüße Ausleseweine aus der Chenin Blanc, somit ein besonders privilegierter Coteaux du Layon-Villages. Nur 22 Hektoliter Wein dürfen pro Hektar Rebfläche erzeugt werden, die hier insgesamt nur 40 Hektar umfasst. In der Regel liegt der tatsächliche Ertrag allerdings noch darunter. Folglich entsteht dieser Wein nur in winzigen Mengen. Die Rebflächen liegen an steilen Hängen und sind überwiegend nach Süden ausgerichtet. Die konzentrierten, komplexen und dank des hohen Säuregehalts des Chenin Blanc langlebigen Weine gehören zu den größten edelsüßen Gewächsen, die Frankreich zu bieten hat.

Bonnezaux

Südöstlich von Quarts de Chaume innerhalb der AC Coteaux du Layon gelegenes Anbaugebiet ebenfalls für süßen Weißwein aus dem Chenin Blanc. Die AC Bonnezaux ist mit 70 Hektar fast doppelt so groß wie Quarts de Chaume, besitzt aber nicht ganz die glanzvolle Reputation ihres nordwestlichen Nachbarn. Dennoch entstehen hier in guten Jahren äußerst stilvolle, dichte, honigsüße Ausleseweine von botrytisierten Trauben, die sich länger als zehn Jahre in der Flasche verbessern. Doch auch in Jahren ohne Edelfäule, wenn die Weine aus überreifen Trauben bereitet werden, gehört der Bonnezaux in die erste Reihe französischer Süßweine. Die Rebflächen liegen an steilen Hängen nahe der Ortschaft Thouarce. Die Erträge sind hier auf 22 Hektoliter pro Hektar Rebfläche begrenzt, das Lesegut muss einen Zuckergehalt aufweisen, der einem potenziellen Alkoholgehalt von 115 Volumenprozent entspricht.

Coteaux de L'Aubance

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Ein weiteres kleines Herkunftsgebiet für süße Weißweine sind die Coteaux de I'Aubance, die nach dem gleichnamigen Nebenfluss der Loire benannt sind. Das Gebiet schließt nördlich an die Coteaux du Layon an. Die meisten Weine dieses Bereichs werden jedoch unter den verschiedenen Appellationen des Anjou für trockene Rot- und Weißweine sowie liebliche Roseweine etikettiert. Lediglich von einigen wenigen steilen Hängen am Fluss kommt von Schieferböden rassiger, süßer Chenin Blanc, der in besonders günstigen Jahren von der Edelfäule befallen ist. Qualitativ steht er seinen bekannteren Verwandten vom Layon in nichts nach.

Touraine

Die Touraine lässt sich nur schwer beschreiben. Am besten definiert man sie als östliche Hälfte des Loire-Mittellaufs mit der Stadt Tours als Zentrum und den drei gar nicht so kleinen Nebenflüssen Cher, Indre und Vienne, die dem majestätischen Strom von Süden aus zustreben. Fast an der Grenze zu Anjou entstehen hier die besten Rotweine der Loire. Chinon und Bourgueil liegen auf demselben Breitengrad wie die Côte de Beaune und auf dem Längengrad, der auch durch St- Emilion hindurchführt. Kein Wunder, dass das Anbaugebiet einen bordeauxähnlichen Roten mit erstaunlicher Lebendigkeit und viel Charme hervorbringt. Die Cabernet-franc-Traube liefert hier, obwohl von der großen Cabernet Sauvignon kaum oder gar nicht unterstützt, in weichen Farben gezeichnete Skizzen großer Médoc-Weine. Sie duften nach Himbeeren, sollten schon im ersten Jahr kellerkühl getrunken werden und sind leicht, mitunter adstringierend, aber auch erstaunlich solide in ihrem Bau: Stammen sie aus reifen Jahrgängen, altern sie fast wie ein Bordeaux und steigern sich mindestens sieben, acht Jahre.

Viel hängt in der Touraine vom Boden ab. Sand und Kies in Flussnähe liefern leichtere, schneller reifende

Erzeugnisse als der Ton über Tuffstein an den Hängen, den coteaux. Ein weiterer bekannter Wein der Touraine ist der Vouvray, der potenziell üppigste und langlebigste aller süßen Weißen aus Chenin blanc. Allerdings hängt der entscheidende, den Charakter prägende Süßegrad wie bei den deutschen Gegenstücken mehr vom Jahrgang ab als von der Lage.

Die besten Weinberge erstrecken sich auf den warmen, kalkhaltigen Tuffhängen in Flussnähe und geschützten Winkeln der Seitentäler. In einem warmen, trockenen Herbst (optimal waren 1989, 1997 und 2005) werden die Trauben mitunter durch schiere Hitze überreif. Eine warme, neblige Lesezeit wiederum fördert die Entstehung von Edelfäule. In allen Fällen sind große süße Vouvray- Weine möglich. In kühlen Jahren muss man zwar mit unbestimmt lieblichen oder trockenen Vertretern vorlieb nehmen, alle aber sind mit der Säure ausgestattet, die einen Chenin blanc lebendig, wenn auch nicht immer süffig macht. Viel zu säuerlich geratene Trauben lassen sich auf zweierlei Art verwerten: Man bringt ihren Wein mit der méthode traditionnelle zum Schäumen, wie es in Saumur der Fall ist, oder man verarbeitet das Lesegut zu sec tendre, einem Mittelding zwischen trocken und halbtrocken.

Ein seltsamer Zufall will es, dass jeder der großen Loire-Weine ein Pendant am anderen Ufer hat:

Savennières hat die Coteaux du Layon, Bourgueil hat Chinon, Sancerre Pouilly und Vouvray Montlouis. Der Wein aus dem zwischen dem Südufer der Loire und dem Nordufer des Nebenflusses Cher eingekeilten Montlouis wird - außer von denen, die ihn bereiten - als nicht ganz so bedeutend wie großer Vouvray eingestuft. Die etwas weniger begünstigten Lagen von Montlouis erbringen weichere, zaghaftere Gewächse. Außerhalb dieser vier ACs genießt die Touraine, verkörpert durch die gleichnamige einfache Allerweltsappellation, nur einen bescheidenen Ruf, obwohl ihre Weine immer besser werden.

Die Zukunft gehört wohl den allgemeinen Appellationen Sauvignon und Gamay de Touraine, deren Name Programm ist. Einige ihrer Spitzen-Cuvées können den jeweiligen Gegenstücken in Sancerre und Beaujolais durchaus den Rang ablaufen. Sie sind zwar nicht ganz so fein, aber sehr viel preiswerter. Immer häufiger fördern die Weinbehörden außerdem Verschnitte aus Gamay, Cabernet und Cot - für denTouraine-Mesland schreiben sie sie sogar vor.

Obere Loire

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Die Winzer von Sancerre und Pouilly wären vielleicht überrascht zu erfahren, wie sehr ihre Produkte die Geschmacksmode der modernen Weißweinlandschaft geprägt haben. Ihr unverkennbarer, schneidender, scharfer Stil wird bestimmt vom Geruch und der Säure der Sauvignon blanc aus kühlen Klimazonen. Obwohl die Rebe in Bordeaux in weit größerem Umfang kultiviert wird, ist ihr Wein dort nie so kraftvoll charakteristisch wie an der Loire. Denn in Bordeaux war es früher Tradition, sie mit der weicheren, neutraleren Sémillon zu verschneiden. Man kann ohne Weiteres behaupten, dass die Welt den einzigartigen Geschmack der Sauvignon blanc durch die Weine von Sancerre und Pouilly-sur-Loire entdeckt hat. Und der wäre?

Nun, ein Sauvignon blanc hebt an mit einem kraftvollen Aroma, das man sogleich erkennt.

Es wird oft mit "Feuerstein" umschrieben, dem brenzligen Geruch, der entsteht, wenn Flint auf Metall schlägt. In unreifen Jahrgängen vergleichen Verkoster das Aroma gern mit "Katzenpisse" - mich erinnert es an nasse Wolle. Gute Sancerres und Pouilly-Fumés duften und schmecken nach frischen Schwarzen Johannisbeeren mitsamt dem Laub und enthalten viel erfrischende Säure. Ein Sancerre zeigt in der Regel mehr "Drive" und Säure als ein Pouilly-Fumé, weshalb er sich zwei, drei Jahre steigern kann. Pouilly-Weine brauchen nur ein Jahr, um zum Höhepunkt zu gelangen, doch gibt es Ausnahmen. Eine offizielle Klassifikation existiert für Sancerre nicht, allerdings gibt es Lagen, die man gemeinhin als höherwertig einstuft, weshalb ihre Namen mitunter auf den Etiketten erscheinen. Die bekanntesten sind Le Chêne Marchand und Monts Damnés.

Aus Traditionsgründen gibt es in Pouilly noch einige mit der neutralen Chasselas bepflanzte Rebberge. Ihr Wein darf nicht als "Fumé" verkauft werden, sondern läuft als Pouilly-sur-Loire, und ist ein blasser, relativ ausdrucksloser Tropfen, der sehr jung getrunken werden muss. Sancerre dagegen ist fast ebenso stolz auf seine Roten und Rosés aus Pinot noir wie auf seine Weißen aus Sauvignon. Sie erreichen zwar nicht den Geschmack und die Textur großer Burgunder, doch können es die besten Interpretationen immerhin mit einem leichteren Roten aus dieser Region aufnehmen. Einfachere Vertreter dagegen erinnern mit ihrem leicht wässrigen Stil etwas an deutsche Spätburgunder. Auch in ihrem Durchhaltevermögen kommen sie nicht an einen Burgunder heran: Nach fünf bis zehn Jahren ist Schluss. Aber vor Ort liebt man sie.

Chinon

Ungefähr auf halbem Weg zwischen Saumur und Tours, am Übergang vom Anjou zur Touraine, liegt etwas zurückgezogen vom Fluss der idyllische Weinbauort Chinon. Hier wird vor allem Rotwein erzeugt. Der weiße Chinon ist eine Rarität denn sein Anteil an der gesamten Weinerzeugung beträgt noch nicht einmal ein halbes Prozent. Er wird aus Chenin Blanc gekeltert und passt sehr gut zur lokalen Küche. Das Niveau des hervorragenden roten Chinon erreicht er allerdings nicht. Verantwortlich für den Roten ist der Cabernet Franc, der an der Loire als Breton bekannt ist. Die besten Rotweine sind tanninreich und verbessern sich bis zu zehn Jahre lang in der Flasche. Sie sind jedoch auch jung bereits sehr ansprechend und gut trinkbar. Der rote Chinon ist ein viel gerühmter Wein: Bereits der in der Nähe geborene große französische Autor Rabelais (1494 -1553) lobte ihn in seinen Werken wiederholt. In dieser Tradition steht der Wein noch heute, denn in Frankreich gilt der rote Chinon als "Intellektuellenwein".

Bourgueil

Nördlich von Chinon liegt am Nordufer der Loire der kleine Weinbauort Bourgueil. Hier wird aus dem Cabernet Franc mit Zusätzen des Cabernet Sauvignon ein herausragender Rotwein erzeugt. Der Bourgueil ist körper- und tanninreich und ähnelt dem Chinon. Er eignet sich mit seinem fruchtigen Charakter für den frühen Genuss, kann aber auch bis zu zehn Jahre lang im Keller ruhen. Dann entwickelt er sich zu einem sehr feinen Rotwein, der zu den Spitzenprodukten des Loiretals gezählt werden muss.

Saint-Nicolas-de-Bourgueil

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In dem kleinen, unweit von Bourgueil an der Loire gelegenen Weinbau oft Saint-Nicolas-de-Bourgueil wird nur Rotwein produziert. Aus dem Cabernet Franc entsteht hier ein leichter, fruchtiger Rotwein, der zu den besten der Loire gehört. Er sollte jung getrunken werden, denn dann präsentiert er sich charmannt, ausdrucksvoll und einschmeichelnd. Für eine längere Lagerung eignet er sich nicht sehr gut.

Vouvray

Der berühmteste Weißwein aus der Touraine ist der Vouvray. Er entsteht in den Weinbergen der kleinen gleichnamigen Stadt und in weiteren sieben umliegenden Orten unmittelbar östlich von Tours im Loiretal. Der Vouvray wird reinsortig aus dem Chenin blanc erzeugt. Dabei produzieren die Winzer an der Loire nicht weniger als fünf verschiedene Stile des Vouvray. Das früh gelesene Traubengut bringt einen strohgelben, trockenen und gelegentlich etwas herben Weißwein hervor, der sich sehr gut als Begleiter von Fischgerichten aller Art eignet. Eine andere Kellerbehandlung erbringt vollmundige Weine, die mit ihrer Restsüße als halbtrocken bezeichnet werden können. Die an der Loire im Herbst regelmäßig auftretende Edelfäule lässt Weine entstehen, die mit ihrer intensiven Süße und goldenen Farbe an die aus dem Anjou erinnern. Darüber hinaus kommen einige trockene Abfüllungen als "Petillant" mit natürlicher Kohlensäure auf den Markt. Diese hellen, perlenden Weine eignen sich ausgezeichnet als Aperitif. Schließlich wird noch ein feinperliger, anregender Schaumwein erzeugt, der zu den besten seiner Art in Frankreich gezählt werden muss.

Valencay

Als VDQS eingestuft sind die Weine, die im Mündungsbereich der Cher in die Loire im Süden der Touraine wachsen. 200 Hektar stehen unter Reben, vornehmlich Sauvignon Blanc, aber auch Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Pinot Noir, Gamay, Malbec und Chardonnay. Die Weine aus Valengay kommen von Tonböden und sind frisch, fruchtig und ansprechend, außerhalb der Region und vor allem in Deutschland aber so gut wie unbekannt.

Coteaux du Loir

Die Coteaux du Loir stellen den Rest eines einst ausgedehnten Weinbaugebietes dar und erstrecken sich entlang des Mittelabschnitts des gleichnamigen Nebenflusses der Loire ca. 40 Kilometer nördlich von Tours im Departement Sarthe. Der Weinbau ist hier rückläufig, im Ertrag stehen auf Ton- und Kalkböden nur noch 30 Hektar mit den Sorten Gamay, Cabernet Franc, Malbec, Grolleau und Chenin Blanc. Die besten Weine der Coteaux du Loir sind die roten aus dem Gamay, aber auch die Rose- und Weißweine können von hoher Qualität sein. Allerdings bestehen in den Coteaux du Loir massive Reifeprobleme, sodass die Weine eigentlich nur in besonders guten Jahren ein Genuss sind. So steht zu erwarten, dass der Weinbau sich hier weiter auf die allerbesten Lagen reduzieren wird.

Jasnieres

Der heute noch weniger als 20 Hektar große Kernbereich der Coteaux du Loir war einst Mittelpunkt eines großen, blühenden Weinbaugebietes. Davon sind heute nur noch einige nach Südosten ausgerichtete Hänge mit feuersteinhaltigen Böden am Nordufer des Loir übrig geblieben. Sie sind ausschließlich mit Chenin Blanc bestockt. Dieser bringt hier rassige, gelegentlich stahlige trockene Weißweine hervor, die jung manchmal ein wenig kantig erscheinen, nach einigen Jahren in der Flasche allerdings große Ausdruckskraft erlangen. In Jahren mit Edelfäule entstehen zudem winzige Mengen von süßem Jasnieres. der sich mit seiner honigsüßen Art mit den Süßweinen von der Loire durchaus messen kann.

Quincy

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Das Anbaugebiet Quincy rund um die gleichnamige alte Stadt an der Cher liegt in unsicherem Klima, häufig machen Spätfröste den Winzern einen Strich durch die Rechnung. Etwas mehr als 100 Hektar Sand- und Kiesböden auf dem Westufer der Cher sind mit Sauvignon Blanc bestockt, der in guten Jahren einen delikaten, würzigen trockenen Weißwein hervorbringt. Die Art der Weine ähnelt stark den benachbarten Bereichen von Sancerre und Menetou-Salon.

Reuilly

Nur rund 80 Hektar sind in der AC Reuilly, die sich rund um die gleichnamige Stadt an der Loire erstreckt, mit Reben bepflanzt. Noch einmal dieselbe Fläche steht für die Erzeugung von Vins de Pays zur Verfügung. Zwei Drittel der AC-Weine werden aus dem Sauvignon Blanc erzeugt. Diese ähneln in ihrer Art dem Sancerre und werden in der Region in guten Jahren gerne als preiswerte Alternative zu diesem genossen. Noch besseren Ruf genießen die Rot- und Roseweine aus dem Pinot Noir und die trockenen Weißen aus dem Pinot Gris (Grauburgunder). Aufgrund der begrenzten Erzeugung sind die Weine aus Reuilly außerhalb der Region nur äußerst selten erhältlich.

Sancerre

Nach fast 500 Kilometern Reise die Loire flussaufwärts kommt man nach Sancerre, einem malerischen kleinen Städtchen auf dem linken Ufer der Loire. Auf den ca. 2000 Hektar großen Weinbergen des Ortes und weiterer 14 Ortschaften des Umlands stehen zwei Rebsorten im Anbau: Pinot Noir und Sauvignon Blanc. Aus dem Pinot Noir entstehen Rot- und Roseweine. Die roten Sancerre-Weine sind fruchtig, säurebetont, von mittlerem Körper und sehr ansprechend. Die Roses sind den Roten in der Regel jedoch überlegen. Sie zeichnen sich durch eine feine Fruchtigkeit und große Frische aus, sodass sie sich ideal an heißen Sommertagen genießen lassen. Die besten Gewächse werden jedoch aus dem Sauvignon Blanc gekeltert. Der weiße Sancerre ist fruchtig, blumig, überaus saftig und zählt zu den herausragenden französischen Weißweinen. Er ähnelt sehr dem auf der anderen Flussseite erzeugten Pouilly-Fume, reift aber schneller. Die meisten Sancerres erreichen nach zwei bis drei Jahren Lagerung ihren geschmacklichen Höhepunkt. Nur im Holzfass vergorene und ausgebaute Weine aus reifen Jahren lohnen eine längere Lagerung.

Pouilly-Fume

Nur zehn Kilometer flussaufwärts von Sancerre liegt der malerische Weinbauort Pouilly-sur-Loire. In der Umgebung des Ortes entstehen auf rund 900 Hektar Rebfläche zwei verschiedene Weißweine. 100 Hektar der Weinberge sind mit dem Chasselas bepflanzt, aus dem ein ordentlicher, süffiger Weißwein namens Pouilly-sur-Loire erzeugt wird. Der bessere Wein entsteht jedoch aus dem Sauvignon Blanc, der hier als Blanc Fume bezeichnet wird. Der Wein heißt Pouilly-Fume und ist ein gehaltvoller, kräftiger und äußerst eleganter Weißwein, der zu den besten aus dieser Rebsorte bereiteten Weinen gehört. Er schmeckt jung vorzüglich, kann sich aber auch einige Jahre auf der Flasche entwickeln. Die besten und teuersten Weine, bei deren Entstehung gelegentlich Eichenholz im Spiel ist, verbessern sich in der Flasche bis zu zehn Jahre lang.

Menetou-Salon

Die ca. 300 Hektar des Anbaugebietes Menetou-Salon grenzen südwestlich an Sancerre an. Auf ähnlichen Böden wird auch hier vor allem Sauvignon Blanc gepflanzt, ergänzt durch ein wenig Pinot Noir. Auch die Weine ähneln denen von Sancerre, ohne allerdings deren äußerst delikate und vollmundige Saftigkeit zu erreichen. Zwei Drittel der Gesamterzeugung entfällt auf Weißwein, der Rest auf Rot- und Roseweine aus dem Pinot Noir. Alle Weine aus Menetou-Salon sollten jung getrunken werden.

Haut-Poitou

Anbaugebiet mit VDQS-Status südlich von Saumur. Das Haut-Poitou stellt den Rest eines ehemals glanzvollen großen Weinbaugebietes dar, dessen Erzeugnisse über den Hafen La Rochelle seit dem Mittelalter in die nordeuropäischen Länder verschifft wurden. Heute sind noch 700 Hektar übrig geblieben, deren Kalkstein- und Mergelböden mit Gamay, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Sauvignon Blanc und Chardonnay bestockt sind. Rot- und Weißweinproduktion halten sich die Waage. Es entstehen fruchtige, frische Weine mit lebendiger Säure, die für einen baldigen Genuss bestimmt sind. Der beste Wein aus dem Haut-Poitou ist vielleicht der Chardonnay-Schaumwein nach dem traditionellen Verfahren der Flaschengärung.